Gran Canaria

Gran Canaria

Puh, hätte ich nicht gedacht, wie 100 Seeneilen zwischen zwei Inseln einen doch so mitnehmen können. Auf den Kanaren gibt es ziemlich ausgeprägte lokale Windeffekte zwischen den Inseln. Dadurch, dass die Inseln relativ dicht beieinander liegen, wird der komplette Wind zwischen den Inseln praktisch durch so eine Art Trichter gepresst und dadurch erheblich beschleunigt. Wir hatten zwischen Fuerteventura und Gran Canaria 6 Beaufort Wind angesagt bekommen – das ist schon relativ viel, aber noch gut zu handhaben. Tatsächlich waren es dann vor Gran Canaria 7 Beaufort, und die good old Lady hat sich ganz schön auf die Seite gelegt – trotz 2 Reffs im Großsegel. Die Baumnock (das Ende des Baums, also des „Rohrs“, das waagerecht am Mast befestigt ist und die Unterkante des Segels hält) des weit ausgestellten Baums ist mehrmals in die doch recht hohen Wellen getaucht – dabei hat es das Ende des Lazybags inkl, Reißverschluss zerlegt. Ein Mastrutscher, das sind die Plastikteile, die das Großsegel am Mast halten, ist gebrochen und an der Vorsegel-Rollanlage (ich wiederhole: „eine Sternstunde britischer Ingenieurskunst“) haben sich Schrauben gelöst, so dass ich erneut das Vorsegel nicht einrollen konnte und wir mit heftig schlagendem Vorsegel bis in die Windabdeckung von Gran Canaria fahren mussten. In der Windabdeckung war dann zum Glück auf einen Schlag Flaute und wir sind unter Motor noch 11 Seemeilen bis zur geplanten Marina gefahren. Um 8:30 Uhr sind wir dort ziemlich erschöpft angekommen – und wurden gleich wieder weggeschickt, weil kein Platz frei war. So erging es uns an 3 weiteren Marinas auf dem Weg zurück nach Osten (woher wir gerade erst gekommen waren). Die 4., hier in Posito Blanco (in Sichtweite zu Maspalomas) hat dann endlich einen Platz für uns gehabt und gegen 12:30 Uhr waren wir endlich fest. Durch den vielen Wind waren wir ziemlich schnell (5 Stunden schneller als geplant; falls damit jemand etwas anfangen kann: unsere Spitzengeschwindigkeit war 13,5 Knoten – im Schnitt rechne ich mit 4,5), aber durch die vielen belegten Marinas dann doch erst zur geplanten Zeit fest – und leider 12 Seemeilen weiter östlich als kalkuliert.
Ok, dann dachte ich, zur Entschädigung versuche ich nochmal uns ’nen Fisch zu fangen und werfe meinen super fängigen rot-weißen Wobbler aus – den hat mir dann ein Ausflugsschiff mit freundlich wirkenden Kapitän abgerissen, das total eng unser Heck passiert hat. Nils meinte, es sei wohl besser an dem Tag nichts weiter anzufassen…
Heute bin ich mit dem Bus nach Arguineguin gefahren, dort gibt’s einen Yachtausrüster. Tatsächlich habe ich dort einen Mastrutscher bekommen, der nach einiger Feilerei auch halbwegs passt. Und neue Wobbler hatten die auch! Die Schrauben an der Vorsegel-Rollanlage habe ich festgezogen und vorher mit so einer Flüssigkeit gegen aufdrehen gesichert, die Cockpitpolster sind mit Süßwasser ausgewaschen. Der Lazybag muss erstmal so gehen, den kann ich mir vielleicht auf Teneriffa neu nähen lassen.
Apropos Teneriffa: da wollten wir eigentlich morgen hin, aber zwischen Gran Canaria und Teneriffa gibt’s auch so eine ausgeprägte Düse und für morgen sind dort 7 Beaufort vorhergesagt. Also bleiben wir morgen noch hier und fahren erst Freitag nach Teneriffa, damit Nils und Gabi am Samstag ihren Flug zurück bekommen.
Zu den Bildern: alles hier von Gran Canaria. Hier gibt’s Dattelpalmen und Bananen-Plantagen – aber sonst vor allem Berge und Steine. Es ist touri-mäßig echt wenig los und wir sehen auch fast kein anderes Segelboot auf See. In den Häfen liegen genug „Dauercamper“, aber deren Schiffe sind meistens verwaist.
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2 thoughts on “Gran Canaria

    • Author gravatar

      2 thoughts in one:
      Wieso, also ehrlich, wieso fallen einem bei deinen Berichten immer Asterix Zitate ein???

      O fortunatos nimium, si sua bona norint, agricolas!

      Und wo wir schon bei fremden Sprachen sind (Klugscheißer Modus auf „on“): Fuerteventura, so wurde uns damals berichtet, heißt „Tor zum Wind“ und die Venturi Düse, eine weitere Sternstunde der Ingenieurskunst, heißt nicht nur fast so, sondern arbeitet auch nach dem von euch live beobachteten Prinzip der Strömungsgeschwindigkeitserhöhung durch Querschnittsverringerung 🤓
      Schön, dass manche Sachen heute noch Bestand haben, so wie eben Asterix 😉

      Viel Spaß noch und lasst das Boot ganz ✌!

    • Author gravatar

      Na, da habt ihr ja einen tollen Ritt hinter euch!
      Hört sich allerdings alles trotz aller Pleiten Pech und Pannen relativ entspannt an.
      Ich frage mich allerdings, was du machst, wenn dir das auf dem Atlantik, und womöglich noch mehrfach, passiert. Hast du dann wenigstens die Fahrpläne der Busse zum nächsten Y
      achtausrüster parat?

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