Santo Antão – II

Santo Antão – II

Die Kapverdischen Inseln liegen alle im Passatwind-Gürtel, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei fast 25 Grad und es regnet außerhalb der „Regenzeit“ im August/September äußerst selten. Damit sich eine üppige Vegetation entwickeln kann, sind die Pflanzen also auf den Nebel angewiesen. Und damit der sich bilden kann und evtl. sogar Regen daraus wird, muss die Insel eine gewisse Höhe haben. Unsere erste Insel Sal war flach und daher staubtrocken, für São Vicente gilt das gleiche, die ist zwar mit 700 m eine ganze Ecke höher – reicht aber nicht. Anders Santo Antão mit ihren 1.500 m hohen Bergen. Entlang des Verlaufs des Gebirges in Ost-West-Richtung ist die Insel wie mit dem Lineal zweigeteilt in den trockenen Süden und den subtropischen Norden.
Die Fähre kommt in Porto Novo im Süden an. Es stürzen sich dort die Aluguer-Fahrer auf einen, aber irgendwie haben wir es in dem Durcheinander verpasst, das richtige Aluguer zu erwischen. Wir sind dann mit einem Taxi nach Norden ins Hochland gefahren, um dort irgendwo zu übernachten und am nächsten Morgen die im Reiseführer beschriebene Wanderung zu unternehmen. Es gibt dort oben einen riesigen Vulkankrater, in dessen Grund „intensive“ Landwirtschaft betrieben wird. Um die Produkte an die Küste transportiert zu bekommen, wurde ein Eselspfad an den steil abfallenden Berghängen zur Nordküste hin angelegt – den wollten wir gehen. Zwischendurch trifft der Weg ab und zu auf Autostraßen, so dass ich die Hoffnung hatte, irgendwo mitfahren zu können, sollte ich schlapp machen.
Aber erstmal brauchten wir ein Quartier für die Nacht. Die beiden, die wir den Taxifahrer ansteuern ließen, waren geschlossen. Der Taxifahrer kannte noch eine Pension, ein ganzes Stück weiter als der Krater, von wo aus wir losgehen wollten – aber nützte ja nix. Dort konnten wir noch ein Doppelzimmer und Abendessen bekommen. Matthias meinte erst, mit seinem Portugiesisch würde was nicht stimmen, weil er die Antworten der anderen Leute nicht verstanden hat – die haben alle französisch gesprochen. „Alle“ waren zwei junge Französinnen, die sich dort eingemietet hatten, ein Schweizer Mountainbike-Urlauber – und der Chef war ebenfalls Franzose. Seine Frau war eine Einheimische, die aber auch französisch sprach, ebenso wie die Angestellte.
Überhaupt kann man hier per se erstmal jede „westlich“ (von hier aus ja eher „östlich“) aussehende Person auf französisch ansprechen und hat meist einen Volltreffer. Das gilt für die Segler ebenso wie für die Land-Touristen.
Am nächsten Morgen sind wir dann losgelaufen, zunächst noch auf der trockenen Südseite. Aber auch hier sind wir in der absoluten Einöde ständig auf bewirtschaftete Gehöfte gestoßen. Das Wasser muss per Eseltransport von den Quellen herangeschafft werden. Angebaut werden „Bohnensträucher“, das sind so ausdauernde sticksoffsammelnde Leguminosen und dazwischen kurzlebige Kulturen wie Mais, Kürbis oder einjährige Bohnen.
Dann sind wir auf den Vulkankrater gestoßen, auf den Cova de Paúl. Der Blick oben vom Kraterrand in die bewirtschaftete Kratersohle ist atemberaubend (aber es sollte noch besser kommen). In dem fruchtbaren und relativ feuchten Schwemmland werden Bohnen, Mais und Zuckerrohr angebaut. Auf der Nordseite wandert man den Kraterrand wieder empor und dann wird’s unbeschreiblich. Die nördliche äußere Kraterwand fällt fast senkrecht über hunderte Meter ab. In einem Moment ist alles in dichten Nebel gehüllt, im nächsten Moment reißen „Sichtfenster“ auf und man sieht ewig weit in das knallgrüne Tal hinunter, kann schon Bananenstauden, Mangos und Papayas ausmachen, zwischendurch Zuckerrohr ohne Ende, Kaffee und vor allem den sich in endlosen Serpentinen an die Felswand schmiegenden Eselpfad.
Unten im Tal (das war gerade mal die Hälfte der Strecke) war ich dann doch froh, dass wir ein Aluguer zur Küste bekommen haben, diesmal einen Pickup mit offener Ladefläche auf der längs Bänke gegenüber festgeschraubt waren. Ich dachte ja, dass das eine ziemlich gefährliche Sache sei, auf der Ladefläche mitzufahren, ging aber echt gut – und wenn man aussteigen möchte, haut man einfach auf die Fahrerkabine.
Wir sind dann mit ein paar Mal umsteigen nach Ponta del Sol noch weiter im Nordosten gefahren. Davon später mehr…

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1 thought on “Santo Antão – II

    • Author gravatar

      Unglaublich schön! Ein richtiges Paradies, von hier betrachtet. Sind die Häuser mit Palmblättern gedeckt? Ich konnte das nicht richtig erkennen…

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