St. Lucia VIII – und gerade erst Halbzeit!

St. Lucia VIII – und gerade erst Halbzeit!

Heute bin ich nochmal an die Südostküste gefahren, dort gibt es weiter im Landesinneren einen weiteren Regenwald-Pfad – wie gewohnt sehr gut versteckt und nicht leicht zu finden. Er sollte laut GoogleMaps geöffnet sein. Als ich dann nach 4,5 h dort angekommen bin (2,5 h Minibus und 2 h wandern) machten die Empfangsgebäude den Eindruck, als sei dort schon seit Jahren niemand mehr empfangen worden. Ein Bauer, der etwas oberhalb seine Felder bewirtschaftete, bestätigte das denn auch: es würden sich nur noch ganz selten Touristen hierhin verirren! Wie schade, die ganze Karibik abseits der paar Hotspots scheint angesichts Corona gerade echt vor die Hunde zu gehen. In Castries (der Hauptstadt, in der ich immer den Bus wechseln muss) lagen heute gleich 3 Kreuzfahrtschiffe (die ersten seit sicherlich 14 Tagen), aber unterwegs habe ich nicht einen Nicht-Einheimischen getroffen.
Der Bauer meinte noch, ich solle mich vor den Schlangen in Acht nehmen. Ich dann ganz schlau, ob’s denn hier Pythons geben würde – nein, die gibt’s eher an der Westküste (dort hatte ich tatsächlich auch „meine“ gesehen), hier würde es andere geben…
Unterwegs habe ich ein pelziges Säugetier, so in „kleine-Katze-Größe“ gesehen, ich dachte an einen Mungo, aber die sind doch eher in Afrika zu Hause – dachte ich.
Auf dem Rückweg bin ich per Anhalter bis zur Minibusstation gefahren. Tarsächlich lief uns während der Fahrt erneut so ein Vieh vor’s Auto. Ich fragte, was das gewesen sei – ein Mungo! Die würden die Schlangen in Schach halten! Ich habe diesmal übrigens keine gesehen – wäre aber interessiert zu erfahren, wie viele mich „gesehen“ haben…
Ebenfalls nicht gesehen, sondern nur gehört habe ich den St.-Lucia-Papagei, der in den Nationalfarben der Insel daherkommt, in blau, gelb, schwarz, weiß.
Außerdem gab’s noch Ananasfelder (aus dem kleinen Ding wird demnächst noch eine große Ananas; derzeit ist keine Saison) und „Paprikasträucher“ – also es sind tatsächlich Sträucher und daran hängen so kleine Minipaprika…
Meine Nachbarn hier am Steg haben sich letztens alle ihre Ankerketten angesehen, also habe ich dem nicht nachgestanden und auch mal nachgeschaut. Ich wusste wohl, dass der Kette-Tauwerk-Spleiß nicht so toll aussieht. Die 30 m Ankerkette sind mit den 80 m Ankertrosse über einen sogenannten Spleiß verbunden. Dafür werden die einzelnen „Adern“ des Taus aufgedrillt und auf bestimmte Weise mit der Kette verflochten. Natürlich könnte man auch einfach einen Knoten reinmachen, aber während die Bruchlast eines Knotens aufgrund des engen Biegeradius nur etwas über 50 % derjenigen der Leine beträgt, hat ein Spleiß über 80 % der Bruchlast der Leine. Daher wird an Bord relativ viel gespleisst.
Tja, die Verbindung von Kette und Tau sah nicht nur nicht toll aus, sondern war seit Barbados (dort hatte ich vor ca. 8 Wochen das letzte Mal geankert) komplett festgegammelt. Dieses olle Salzwasser kriegt echt alles kaputt! Also habe ich mir aus dem Netz einige Bilder gesucht, die drei letzten verrotteten Glieder der Kette abgesägt und einen neuen Spleiß gemacht!
Als ich eben von meiner Regenwaldtour zurückgekommen bin, haben mich meine slowakischen Stegnachbarn von schräg gegenüber „abgefangen“. Sie hätten sich schon Sorgen gemacht, weil es doch schon dunkel ist und ich noch nicht zurück bin. Und ob ich nicht Lust auf einen tschechischen Fernet hätte. Ja hatte ich! Also echt nett im Moment hier!
Tja, und dann sind es seit heute weniger Tage, die ich noch Auszeit habe, als bereits hinter mir liegen. Oder anders: Ich habe also noch die Hälfte vor mir! Das Glas ist auf jeden Fall noch halbvoll! Auch wenn ich nicht weiß, wo ich die zweifellos noch kommenden Eindrücke alle noch in meinem Oberstübchen lassen soll… Wenn dafür was anderes raus muss, hätte ich schon eine Idee…
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8 thoughts on “St. Lucia VIII – und gerade erst Halbzeit!

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      Vielleicht klappt es ja noch, dass du eine frische Ananas essen kannst. Ich kann mir vorstellen,dass man sich gar nicht vorstellen kann,wie lecker das ist.

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      Sieht so aus, als hätten sich die drei verrotteten Kettenglieder immer noch ordentlich gewehrt – naja, ein bisschen Mühsal lässt einen dann die schönen Dinge umso größer erscheinen: was toll, dieser Wald! Wir stoßen an auf die zweite Halbzeit!

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      Ein Seiler hat mal versucht, mir das Spleissen zu erklären. So richtig begriffen habe ich es nicht. Aber dein Motto ist ja wohl „kann ich nicht – gibts nicht!“.
      Kann nur deine Abenteuerlust bewundern, die dich dazu treibt, stundenlang allein durch den Regenwald zu laufen, wo ja wohl hinter jeder Kurve Überraschungen lauern.
      Kannst du dir nicht mal ein Taschenbuch über die Pflanzen und speziell die Früchte der Karibik zulegen? Gibt es doch dort sicher in einer Buchhandlung. So ist es bei den Früchten die Frage: essbar oder nicht, so wie bei den Kriechtieren: giftig oder nicht?
      Hast du dich eigentlich mal kundig gemacht, wie du dich verhalten sollst, wenn dich mal eine Schlange mehr als „gesehen“ (tolle Formulierung) hat? Und das meilenweit von der Zivilisation entfernt. Gibt es da so etwas wie „112“, oder nur zu den Bürozeiten?
      Schade, dass du nicht bleiben kannst, bis die Ananas reif sind.
      Übrigens: Habe gestern zufällig erfahren, dass dein Patenonkel nur gut 10 km von Nils entfernt wohnt.
      Weiterhin viele tolle Erlebnisse. Lasssen sich die Daten im Gerhirn nicht zippen? Das würde doch vielleicht noch Platz für ein weiteres halbes Jahr schaffen.

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      Verstehe immer besser, warum ich bisher die Finger vom Segeln ⛵️ gelassen habe.
      Das mit dem Risiko, Risikoabschätzung und Verminderung von Risiken ist sicherlich angebracht. Zum Glück 🍀 gibt’s ja beim Schlangenbiss einen Apotheker 👨‍⚕️ hier in der Runde, der sicherlich schnell Hilfe leisten kann… Meine Erfahrung von all der abenteuerlichen Feldarbeit, die ich vielen Ländern gemacht habe (frau braucht den Eltern ja nicht immer alles erzählen) ist, dass die Schlangen das am berechenbarste Risiko waren (beißen bis auf wenige Ausnahmen nur zu wenn in die Ecke gedrängt/bedroht). Da ist der Straßenverkehr schon schlimmer und unberechenbarer. Gut, dass du so viel auf abgelegenen und selten befahrenen Wegen zu Fuß 🦶 gehst, Dirk!

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      Hallo Dirk, all die Photos von Regenwald und Schlange. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und mache mich am 22.02.22 auf nach Australien an die Capricorn Coast. Allerdings gibts da auch noch Haie, kehrblechgroße Spinnen und Salzwasserkrokodile, nice

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        Hallo Christine, eine gute Entscheidung! Dein Schiffszwieback ist jetzt übrigens in einem Zustand, in dem ich ihn entweder einige Wochen vor dem Genuss einweichen müsste, oder aber als absolut tödliches Wurfgeschoss verwenden könnte!

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          Du musst den Schiffzwieback mit einem stabilen Hammer zertrümmern , in Fett einweichen und dann über Bord werfen, dann sammelst Du die daran gestorbenen Fische ein.

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