To Do-Liste

To Do-Liste

Um mal dem evtl. entstehenden Eindruck „Der macht ja wohl nur Urlaub“ etwas entgegenzuwirken, hier die Liste meiner Aufgaben, die sich aus den letzten 7 Tagen Atlantik ergeben haben und die ich bis zum 22.09. fertig haben möchte, wenn wieder Bettenwechsel ist.
1. Reffleine der Vorsegel-Reffanlage erneuern
Das ist die Leine, mit der man vom sicheren Cockpit aus das Vorsegel aufrollen kann, ohne auf dem bockenden Vorschiff rumturnen zu müssen. Da wird der eine oder die andere jetzt sagen: Ja und? Und darum so ein Gewese? Neue Leine aus der Backskiste geholt, Knoten rein, fertig!
Ja, genau, das gilt für ca. 99,9 % aller Vorsegel-Reffanlagen. Ihr ahnt es, ich habe ein Boot mit einer der 0,1-%-Versionen erwischt. Normalerweise rollt das abrollende, sich öffnende Vorsegel die Reffleine auf eine Trommel auf, so dass man durch Zug an der Reffleine das Vorsegel wieder wegrollen kann.
Bei meiner Ausführung, einer „Glanzstunde britischer Ingenieurskunst“ – so steht es zumindest auf deren Homepage – wird die Trommel mit Hilfe einer Endlos-Reffleine gedreht. Man nimmt also eine Leine (eine mit 2 Enden 🙄) und spleißt die beiden Enden zusammen, so dass man quasi einen Leinenring hat. Das Spleißen ist für mich ein Buch mit 7 Siegeln. Durch sinnvolles und planmäßiges auftüdern der Enden und ebenso strukturiertes wieder zusammentüdeln schafft man es, eine Verbindung herzustellen, die angeblich die gleiche Bruchlast wie die Leine an sich hat. So eine müsste ich mir anfertigen lassen. Dann müsste ich das Vorstag (das Stahlseil, dass den Mast nach vorne zieht, damit er nicht nach hinten kippt) lösen um die Endlosleine drunterdurchziehen. Dann müsste ich nur noch irgendwie die Trommel öffnen, um die Leine einzulegen. Aber wie? Nach oben geht’s nicht, da sitzt das Vorstagprofil. Ah, unten sind 3 Inbusschrauben, die werden’s wohl sein. Aber Moment, da sitzt noch eine weitere Schraube quer im Profil, die müsste auch noch raus. Habe ich da nicht etwas in der Montageanleitung drüber gelesen? Richtig, „Don’t loosen this screw!“. Da musste ich sofort an das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ denken, als Arthur Dent gerade in irgendeinem Raumschiff durch irgendeine Galaxie saust und sich fragt, wofür denn wohl dieser eine Knopf gut sein mag und es mal ausprobiert – auf dem Knopf erscheint daraufhin in fetter Leuchtschrift „Bitte diesen Knopf nicht mehr drücken!“. Na ja, nur so nebenbei…
Ok, und nun? Rufe ich eben in England in der Schmiede britischer Ingenieurskunst mal an: „Nein, um Himmels willen, bloß die Schraube nicht aufdrehen!“ Dann kämen mir alle Kugeln aus dem Kugellager entgegen und die Anlage wäre hin. Ja und nun? Es kann doch nicht sein, dass man erst die Leine einziehen muss und anschließend auf dem Boot zusammenspleißt? Doch, genau so! Aber dann sei die Anlage auch wie neu. Es gibt lebenslange Garantie!
Also muss ich mir hier jemanden suchen, der Endlosspleiße machen kann und dazu auf mein Boot kommt. Na toll!
Es gibt hier endlich mal einen wirklich gut bestückten Bootsausrüster, dem habe ich auf englisch gesagt, dass ich eine spleissbare 10 mm-Leine brauche und jemanden, der mir die auf meinem Boot verbindet. Und er in bestem Hochdeutsch: „Ja, ok, kein Problem, das können wir arrangieren, wie lange bist du denn hier?“ Oh man, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen! Montagmorgen gehe ich wieder hin, bis dahin hat er einen Termin arrangiert.

2. Sprayhood flicken (diese „Spritzkappe“ überdeckt den offenen Niedergang; sollte die zerreißen, würde es echt ungemütlich)
Auf dem Foto sieht man nur einen kleinen Riß, in dem anderen Fenster ist auch einer. Kleben oder so hält den extremen Belastungen nicht stand. Eine Option wäre neue Fenster einnähen lassen, aber der Stoff an sich ist auch schon echt mürbe. Ich hatte die Sprayhood in Nienburg nachnähen lassen, aber irgendwann ist sie wohl einfach auf.
Bei dem netten Bootsausrüster habe ich die Telefonnummer von Richard bekommen. Nein, nicht Richard, Rieschard – wie Kleidermann. Den habe ich angerufen. Ja, kann er machen, er braucht aber mind. 3 Wochen. Verdammt! Dann hatte ich die Idee, ob er denn hier Maß nehmen kann und mir die fertige Sprayhood dann auf eine andere Kanareninsel schickt. Ja, das würde gehen. Montag Nachmittag kommt er Maß nehmen.

3. Lazyjacks flicken
Das sind die beiderseits des Baums zum Mast gespannten „Schnüre“, die dafür sorgen, dass das Segel beim Bergen auf dem Baum liegen bleibt und nicht seitlich von Deck rutscht. Gerade beim Einhandsegeln eine tolle Erleichterung. Wo kommt eigentlich die Bezeichnung „Einhandsegeln“ her? Die meisten Skipper, so auch ich, segeln schließlich einhand mit 2 Händen. Ich habe gelesen, da man eine Hand immer braucht, um sich selbst irgendwie irgendwo festzuhalten, hat man nur noch 1 zum Segeln…
Oberhalb des Radarreflektors (der weiße Plastikzylinder) sieht man den ausgerauschten Lazyjack-Block. Den muss ich runterholen und neue Leinen spannen. Dazu muss ich mir hier jemanden suchen, dem ich zutraue mich den Mast hochzuwinschen – und mich auch dort zu halten. Und wenn ich schon mal fast oben bin…

4. Verklickerbeleuchtung reparieren
…mich noch nach ganz oben winschen lassen. Der Verklicker ist der Windpfeil in der Mastspitze, der einem verklickert, wo der Wind herkommt. Und da man das natürlich auch nachts wissen muss, ist eine Verklickerbeleuchtung sinnvoll. Ich hatte eine tolle Beleuchtung installiert, leider wurde die schon beim Mast stellen lassen beschädigt. Ich hatte das nur zufällig entdeckt und mit Kabelbindern geflickt – nun werden die aufgegeben haben – muss ich mir ansehen.

5. Leinenführung der Windsteueranlage optimieren
Im Moment scheuern die Steuerleinen an dem Metallgehäuse und wo sie sich kreuzen an sich selbst. Dadurch verschleißen sie natürlich schnell, sieht man jetzt schon. Ich werde an dem Metallgehäuse etwas abfeilen und die Umlenkblöcke versetzen, dann müsste es gehen.

So, das wäre die Liste – also diese, es gibt dann demnächst sicherlich eine Neue! Aber um nochmal auf ganz oben zurück zu kommen: der Eindruck ist schon nicht so ganz falsch 😘!
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1 thought on “To Do-Liste

    • Author gravatar

      Oh Mann!!
      Richtig beeindruckt war ich von einer „Leine mit 2 Enden“, was ganz Seltenes.
      Aber im Ernst. Vermutlich hat vor dir noch nie jemand seinen Törn mit einem Schwesterschiff deiner „Good old Lady“ so akribisch dokumentiert wie du. (Oder der ist nur auf dem Steinhuder Meer gefahren, obwohl das, wie wir wissen, auch nicht ohne ist.)
      Sonst hättest du sicher einen Flieger nach Barbados genommen.
      Jedenfalls drücken dir sicher alle deine „Follower“ tüchtig die Daumen, dass du noch zum 22.9. fertig wirst, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie das bei der Liste funktionieren soll.
      Es stimmt allerdings optimistisch, dass du so zuversichtlich an die Sache herangehst. Ich hab schon mal irgendwo den Spruch gehört „Wir schaffen das!“. Na denn!

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